Also gut, hier der Bericht über meine 6 Wochen in Leon. Hmmm, ich befürchte es wird viel. Also holt euch 'ne Tüte Bananenchips und 'ne Flasche Rum! ;-)
Nach Ankunft in Managua bin ich gleich am nächsten Tag weitergefahren. Hatte kein gutes Gefühl bei der Hauptstadt. Letztendlich haben Erzählungen von anderen Ausländern und auch von Einheimischen dies bestätigt. Nicht besonders sehenswert, teuer, gefährlich.
Leon dagegen ist richtig gut, hat mir gefallen.
Danke für den Tipp, Herr Nachtbar! ;-)
Zweitgrößte Stadt des Landes, zahlreiche Gebäude aus der Kolonialzeit, viele Studenten, nette Leute, (auch nachts) sicher, Ausgangsmöglichkeiten für verschiedene Geschmäcker, günstig, Möglichkeiten, die Umgebung zu erkunden (Strände, Vulkane, Naturparks, etc.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Le%C3%B3n_(Nicaragua)
Hier, in der "liberalen" Stadt, wurde mehrmals Geschichte geschrieben. Und diese wird, Dank der Unterstützung der Partnerstadt Hamburg, nun auch durch Wandmalereien erzählt. Spart man sich den Eintritt in Museen. ;-)
Irgendwie finden die Einwohner immer einen Grund Feuerwerk+Knaller abzuschießen. Am Anfang erschrickt man, auf Dauer ist es nervig. Und sicher auch teuer. Aber wahrscheinlich helfen Beziehungen zu den hiesigen Feuerwerksfabriken am Stadtrand. Ich will Gebäude und Sicherheitstechnik nicht sehen."Gewohnt" hab ich die meiste Zeit im Hostal Sonati http://www.sonati.org/en/
Nette Mitarbeiter, interessante Gäste, ein Garten mit Kolibris, günstig, zentral gelegen und trotzdem ruhig. Aber der Hauptgrund: der Gewinn des Hostals (und der Touren) wird zur Umweltbildung für Kinder und Jugendliche verwendet. Wer einen Halbjahresbericht dieser Organisation lesen will, kann sich an mich wenden.
Der Hauptgrund meines Aufenthaltes in Leon war der Besuch einer Sprachschule, ich wollte ja so schnell wie möglich Spanisch lernen.
"Besucht" hab ich die Schule (Privatunterricht) auch regelmäßig... Und Hausaufgaben gemacht, wie früher. Aber so richtig hat's nicht funktioniert. Der innere Schweinehund wollte die restliche Zeit des Tages doch lieber Englisch, Deutsch oder Holländisch sprechen. Er hat gewonnen. Der Vorteil, ich hab wieder mein Englisch aufgefrischt. Auch kein Wunder, wenn halb Nordamerika in Nicargaua ist.
Da fällt mir ein: Warum entschuldigen sich US-amerikanische Frauen immer und für alles??? Sorry! Excuse me! My fault!
Was habe ich hier dann aber gelernt?
1) Gehe nicht in einen Frauen-Friseursalon in Nicaragua! Warum?
a) Der dort vorhandene Haarschneider fühlt sich wie ein Epiliergerät an.
b) Sie wissen nicht, wie man den neuen (scharfen) Haarschneider in Gang setzt und bedient. RTFM!
c) Kosten: Euro 2,50. Ich will das Gerät nicht kaufen!
Fazit: Liebe Nica-Friseurinnen, nehmt euch ein Beispiel an euren männlichen Kollegen auf den Philippinen! Mit Maschine und rostiger Schere sind die schneller fertig, ich bin zufrieden und sie verlangen nur Euro 0,35!
2) Geckos sind witzige und nützliche Tierchen.
Sie sind hier überall an Wänden, Decken und Lampen zu finden und vor allem zu hören.
Im ersten Moment fand ich so einen Gast über meinem Bett unangenehm. Sobald er aber die ersten Mücken und Motten erfolgreich gejagt hatte, freundete ich mich schnell mit ihm an. Sehr nützlich.
Kommt aber vor, daß die Geckos neben einem auf den Steinfußboden klatschen. Ohne Vorwarnung, man sitzt irgendwo und lernt (oder tut nix). Schreck! Ein Geräusch, als würde ein kleiner, nasser Lappen herunterfallen. Eingeschlafen? Betrunken? Keine Ahnung.
3) Ein schnarchendes Geräusch im Mehrbettzimmer muß nicht unbedingt vom Mitbewohner kommen.
Ich, aufgestanden, wunder mich über den Italiener, der seit dem Abend durchgehend schnarcht.
Und im nächsten Augenblick steht er neben mit. Buenos Dias! ...und das "Schnarchen" geht weiter... Ok, der (oszillierende) Standventilator beim Wechseln seiner Richtung...
4) Man kann eine Bohrmaschine mit Strom versorgen, indem einfach 2 lose Drähte des Verlängerungskabels in eine Steckdose gesteckt werden.
Wiederaufforstung im Natur Reservat Los Madroños
Die Aufgabe: innerhalb von 10 Tagen 13.000 Bäume (drei verschiedene Sorten) pflanzen.
In der Regenzeit im Juni ist die größte Aussicht auf Erfolg.
Mehrere Familien haben ihr Grundstück zur Verfügung gestellt um ein Reservat zu gründen. Ziel ist, mit naturnahem Tourismus und Imkerei später Geld zu verdienen und gleichzeitig eine intakte Umwelt haben. Super Initiative!
Der erste Tag beginnt, wie man es in Mittelamerika erwarten kann... Wir (das sind Sammy, ein weiterer Deutscher "Forstarbeiter" und ich) werden nicht abgeholt. Und dafür sind wir Samstag 5:30 aufgestanden? Nee, jetzt will ich auch arbeiten. Also fahren wir (ohne genaue Ahnung wohin) nach.
Im Bus macht uns Musik aus einem nervig knatternden Lautsprecher munter. Natürlich haben wir den Platz direkt darunter...
Zur Abwechslung steigt ein "Sänger" ein und verdient sich so den ein oder anderen Cordoba.
Während der Fahrt ist immer mindestens ein Vulkan zu sehen. Ist das weiße am Gipfel Rauch oder nur eine Wolke? Beeindruckend.
Wo wir genau aussteigen sollen, wissen wir nicht. Verlassen uns da auf den Helfer des Busfahrers. Und tatsächlich, irgendwo an einem Feldweg läßt er uns raus. Tja und da stehen wir nun. Was jetzt? Doch da kommt schon Nony, der Organisator und "Vater" von Sonati aus dem Nichts.
Schön, daß wir da sind, kurze Einweisung und los geht's! Ohne Hilfsmittel. Erst im Schlamm, dann zwischen dornigen Sträuchern. Als eine Schaufel und ein deutscher Plan zur "Fließbandarbeit" dazukommen, geht's auch richtig schnell.
Fazit des ersten Tages:
Wir zwei haben zusammen ca. 100 Bäume gepflanzt.
Am späten Nachmittag noch ein Dorf gesehen, in dem es außer einer Schule nur noch Grundstücke mit ärmliche Hütten und freilaufenden Hühnern und Schweinen gibt. Und dazwischen ein schneeweißer, neuer Pickup. Fragen kommen auf, gegen welche Gesetze der Besitzer verstoßen hat, um sich dieses Gefährt leisten zu können.
Im zugemüllten Fluß, der nach Kläranlage riecht, baden Kinder.
Die Rückfahrt nach Leon gestaltet sich "typisch". Der Bus ist voll. Richtig voll. 1,5h stehen. Die Fenster sind zu, da es sonst hineinregnen würde. Und wir stinken von einem Tag schweißtreibender Arbeit.
Daheim angekommen: erstmal eine Dusche. Ähmm...nein. Erstmal den Wassertank füllen lassen, sonst gibt's auch keine Dusche. Nicaragua 2010.
Am zweiten Tag bin ich deutscher Einzelkämpfer.
6:30 ist Start, Markt und Bus sind schon voller Leute. Eine Genugtuung: ich bin nicht der Einzige, der Sonntag so zeitig aufsteht um arbeiten zu gehen.
71 Bäume in 3,5h, ich bin zufrieden mit mir.
Als Belohnung gibt's leckeres Mittag von einer der einheimischen Familien. Bohnen, Reis, Steak, Tortilla, Ananassaft. So gut kann man in Restaurants nicht essen. Und das für $ 1,- "Unkostenbeitrag".
Dann gab's auch noch den Sonntagnachmittagsspaziergang. Eine kurze Führung durch das (zukünftige) Reservat inkl. Erklärungen eines Biologen und noch einer Tarantel auf dem Weg.
Um vier deutsche Filme zu sehen, muß ich bis nach Nicaragua... Jedenfalls war's eine willkommene Abendbeschäftigung, umsonst und in einem klimatisiertem Raum. ;-) Und man kann an solchen Veranstaltungen ja auch die deutschsprachige Gemeinschaft der Stadt beobachten.
Als Frage bleibt aber: welches Bild haben jetzt die Nicas von Deutschland, die sich all diese "typischen" Filme auch angesehen haben?
Auf der anderen Seite, Sophie Scholl, Prinzessinnenbad, Schläfer
Alle zusammen handeln von türkischen oder algerischen Mitbürgern, Prostituierten, jungen Mädchen, die entweder lesbisch sind oder (außschließlich) auf unsere MitbürgerInnen stehen, Nazis, das Leben in Berlin Kreuzberg, viel Alkohol, Hinrichtungen und Unfalltote, öffentliche oder geheime Verfolgung und Beschattung, Verrat.
Viva Alemania! Kein weiterer Kommentar.
Die Fußball-WM war ja auch noch, hätte ich fast vergessen. ;-)
Dabei gab's genügend Bars mit (Großbild-)TV. Nur 8h Zeitverschiebung waren ein Problem, 5:30 Uhr ist eindeutig zu früh. Die Endrundenspiele um 8:00 Uhr waren dann schon eher für ein Frühstücksbier geeignet.
Die Freude über ein sehr schnelles deutsches Tor kann von kurzer Dauer sein, wenn nach fünf Spielminuten der Strom weg ist... In der (holländischen) Nachbarbar gab's zum Glück welchen.
Interessant zu sehen war, wie viele T-Shirts der Nationalmannschaften ein Durchschnittsnica hat. Brasilien und Argentinien, danach kam das von Uruguay raus und am Ende Spanien... Dabei sind die früheren Eroberer bei den Nicas normalerweise nicht beliebt.Alle zusammen handeln von türkischen oder algerischen Mitbürgern, Prostituierten, jungen Mädchen, die entweder lesbisch sind oder (außschließlich) auf unsere MitbürgerInnen stehen, Nazis, das Leben in Berlin Kreuzberg, viel Alkohol, Hinrichtungen und Unfalltote, öffentliche oder geheime Verfolgung und Beschattung, Verrat.
Viva Alemania! Kein weiterer Kommentar.
Die Fußball-WM war ja auch noch, hätte ich fast vergessen. ;-)
Dabei gab's genügend Bars mit (Großbild-)TV. Nur 8h Zeitverschiebung waren ein Problem, 5:30 Uhr ist eindeutig zu früh. Die Endrundenspiele um 8:00 Uhr waren dann schon eher für ein Frühstücksbier geeignet.
Die Freude über ein sehr schnelles deutsches Tor kann von kurzer Dauer sein, wenn nach fünf Spielminuten der Strom weg ist... In der (holländischen) Nachbarbar gab's zum Glück welchen.
TV-Reporter schreien hier bei jedem Tor den Namen eines weltweit bekannten Herstellers von braunem Zuckerwasser. Hähhh??? "Dieses Tor wurde geschossen mit freundlicher Unterstützung von..."???
Besondere Leute
Am Ende möchte ich (in chronologischer Reihenfolge) noch ein paar Leute erwähnen, die ich in Leon kennengelernt habe, und die für mich etwas besonderes sind.
1) Nony, der Gründer von Sonati
Israeli, Biologe/Ornitologe, 36, hat schon in Peru ein Freiwilligenprojekt bei einer Nichtregierungsorganisation geleitet. Aber die Abhängigkeit von (ausländischen) Geldgebern war letztendlich ein Problem, vor allem für langfristige Finanzierungen wie (Umwelt-)Bildung. So hat er vor einem knappen Jahr sein eigenes Projekt gestartet. Sonati. Großer Respekt! Hostal eröffnet in einem fremden Land, junge Naturführer ausgebildet, jetzt werden Touren angeboten und "morgen" macht ein Cafe auf... Alle Gewinne gehen in Bildungsprojekte. Nebenbei noch die 13.000 Bäume gepflanzt. Und bald wird alles selbstständig und 100% durch Nicas laufen. Nochmal Respekt.
2) Anthony, ein schwarzer Neger (sorry ;-)) aus Austin, Texas
Netter, ruhiger, lustiger Typ mit sympathischen Einstellungen zum Leben, Reisen und vor allem zum Dasein seiner Landsleute. Hat nach 11 Jahren in einem großen Softwareunternehmen auch gekündigt. Will etwas anderes im Leben. Erkennbar. Cheers!
3) Sammy aus Wuppertal
Hat Versicherungswesen studiert und eine Ironie, die ich mag.
Reist in sechs Monaten von Patagonien nach Mexiko, betreibt Capoeira, leitet Jugendlager in Tschechien und ist in Italien Wehrdienstverweigerer.
4) Sigal
Eine Israeli, bastelt ihren Schmuck selbst, läßt alles sehr ruhig angehen, denkt positiv, genießt die Natur und reist viel. Hat äthiopischen Flüchtlingen hebräisch gelehrt. Wer hatte es ist eigentlich schwieriger?
Und denkt ernsthaft darüber nach ein zweites Sonati aufzubauen.
5) Eine deutsche Familie
Hat vor einigen Jahren einen jungen Nica finanziell unterstützt, damit er studieren kann. Nun besuchen die Deutschen die befreundete Familie, reisen durch's Land und nehmen dabei für ein paar Tage Oma und Enkel der (armen) Nicafamilie mit. Toll! Außerdem gehen sie in ihrem Urlaub in Schulen, um z.B. mit den dortigen Kinder zu spielen und zu singen.
Ich werde sie später wiedertreffen..., aber das verrate ich jetzt noch nicht. Schließlich ist ja mein blog immer zeitnah. ;-)
Also bis bald!

nicht schlecht nicht schlecht gruß rico
AntwortenLöschenToller Bericht, Sven! Ich hoffe es ergeht Dir weiter gut und wünsche Dir, daß Du weiter viele interessante Leute triffst und schöne Erlebnisse hast! Ich lese gerne wieder mehr von Dir!
AntwortenLöschenGruß Dina