Montag, 31. Mai 2010

San Jose

Costa Rica empfing mich sehr freundlich.
Von Verwandten eines Leidensgenossen aus dem Flugzeug wurde ich ins Hostel gefahren und bekam die ersten Tipps für dieses Land.
Das familiär geführte Hostel war nett um „anzukommen“ und auszuruhen. So gestaltete ich auch die ersten Tage in San Jose. Ein wenig umschauen und mich an das Leben in einer mittel-amerikanischen Stadt gewöhnen.

Ich bemerkte viele vertraute Dinge, Erinnerungen aus Peru, Bolivien und teilweise sogar den Philippinen.
- viele alte Busse mit vielen stinkenden Abgasen
- das Continental Breakfast mit Kaffee, 2 Scheiben Toast, Butter, sowie Marmelade und ein Glas Fruchtsaft, die um den Titel „Wer ist am süßesten?“ streiten
- günstige Tagesgerichte aus Reis und Fleisch (oft Huhn)
- das Besteck bekommt man eingewickelt in eine Serviette oder in einem Plastiktütchen
- Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften
- Straßenverkäufer und fast legal arbeitende fliegende Händler
- Männer tragen trotz Hitze lange Hosen und feste (schwarze) Schuhe

Ich hab schnell gemerkt, wie wichtig Spanisch in Mittelamerika ist. Als Gringo ohne Espanol ist es hier nicht besonders schön, nicht sehr informativ und teurer. Anstrengend.
Ein Grund mehr, so schnell wie möglich nach Nicaragua zu fahren und mit der Schule anzufangen. Also beschloss ich, dass 3 Nächte ausruhen genug seien und kaufte mir ein Busticket nach Managua, Nicaragua. Montag sollte es 7:30 mit Ticabus (fahren durch ganz Mittelamerika) losgehen. Sollte.
Denn diesmal hatte ein Geldautomat etwas gegen meine pünktliche Abfahrt…
Ihm gefiel meine EC-Karte so gut, dass er sie gleich einbehalten hat. Und das am Samstagabend. Toll!
Laut der Hostelmama kein Problem, kann ich Montagvormittag einfach in der Bank abholen… Dass es nicht so funktionieren würde, konnte ich mir denken.
Die $21,- vom Busticket hatte ich auch abgeschrieben, Sonntag hatte natürlich die Verkaufstelle zum Umbuchen geschlossen.

Fest entschlossen auch (fast) ohne Spanisch mein Glück zu probieren, stand ich Montag 8:15 zwischen dutzenden Einheimischen vor der Bank. Und erstaunlicherweise war ich schon bei der 2. Filiale in einem anderen Stadtteil und nur 1h später schlauer.
In einer Woche könnte ich mir die Karte abholen, jeden Mittwoch wird der Automat geleert. Sie wird aber auch 2-3 Monate aufbewahrt. Ok.

Nun aber wieder eine dieser lästigen Entscheidungen:
Sperren und nicht wieder abholen?
Oder 1 Woche ohne nützliche Sprachkenntnisse im teuren Costa Rica bleiben?
Oder erstmal nach Nicaragua fahren und nach 1-2 Monaten zurück kommen?

Der Verkäufer von Ticabus hat’s mir leicht gemacht. Es gab noch ein Ticket für Montagnachmittag und für nur $5,- Umbuchungsgebühr. Also los!

Auf der Fahrt wechselten sich unverständliche Monologe meiner Sitznachbarin, Hollywood Filme und der Blick ins unglaublich grüne Costa Rica ab. Fast überall war (Ur)Wald zu sehen. Ja, ich komme ganz sicher wieder zurück!

Dann, in Penas Blancas, mein erster mittelamerikanischer Grenzübergang. Sehr interessant, wenn man bedenkt, dass man sich hier auf dem Pan-American Highway befindet. Eigentlich nur an den hunderten, teilweise uralten amerikanischen Trucks zu erkennen, die irgendwo am Waldesrand stehen und auf irgendwas warten.

Die Visa- und Passangelegenheiten für Nicaragua regelt der Busfahrer für alle Insassen. Nicht schlecht, dachte ich.
Beim Bezahlen und dem notwendigen Geldtauschen fehlten mir allerdings wieder die Sprachkenntnisse und genügend Geld in einer Währung. So übergab ich dem Fahrer meinen Pass und schüttete vor ihm meinen Geldbeutel komplett aus, bezahlte ich die gefragten $8,- in Dollar, Cordoba und Colon.
Dann ging die Fahrt erstmal weiter, ein paar hundert Meter durch Niemandsland. Ohne Pass, ohne griffbereites Geld und ohne Spanisch, irgendwo auf einer staubigen Piste im Urwald. Es gibt schönere Gefühle.

Letztendlich ging alles schnell und nach insgesamt 8,5h und drei Filmen war ich in Managua.

Ich fand es eine gute Idee von mir, um 21:00 nur 250m vom Busbahnhof entfernt ein Hostel zu nehmen und nach dem Spurt durch die dunklere Straße erstmal ein Willkommensbier zu trinken.

Salud!

Freitag, 28. Mai 2010

Ein Bypass über der Karibik

Schnell die Sachen packen und losfahren…? Naja, so schnell ging es dann doch nicht. Ich hatte ja in der Zwischenzeit noch sooo viele Entscheidungen zu treffen… ;-) Wo schmeckt das Essen am besten, wo ist das Bier am billigsten, … und von wo komme ich Anfang November am günstigsten nach Kuba? Mittelamerika! Ja, das ist der ideale Start für meine Reise.

Irgendwann hab ich spontan für den 26.05.10 ein Flugticket one way nach San Jose, Costa Rica gebucht.

Dann, nach unzähligen Verabschiedungen, sollte es endlich soweit sein. Kerstin, Martin und Anna haben mich sogar auf den Flughafen gefahren. Sie wollten wahrscheinlich sicher sein, dass ich wirklich fliege. ;-)
Nur Condor hatte etwas dagegen, wollte mich nicht nach Costa Rica lassen…
Die erste Reaktion beim eincheck: One way? No way!
Ein Rückflugticket oder Beweis der Weiterreise musste her! Um 21:00, wo schon alle Reisebüros und Schalter von Fluggesellschaften geschlossen haben. Alle? Nein! Irgendwo fand ich noch einen medusenartigen Verkäufer mit ausländischem Akzent. Zwei Anrufe beantworten, den Computer bedienen und mir ein Ticket verkaufen, alles ging gleichzeitig. Da er keine Bustickets nach Nicaragua hatte, versuchte ich es mit einem Flug nach Kuba. 130,- Euro hörte sich gut an, aber was bekomme ich dafür? Ein A4 mit meinem Namen, den Flugdaten meiner Wahl und einem Stempel und Unterschrift. Eine fiktive Reservierung, wird wenige Tage später vom Reisebüro wieder gelöscht… Ob die Bezahlung mit Karte möglich ist? Neee. Diese „Tickets“ gibt’s nur gegen Barzahlung… So macht man Geschäfte, stellte Martin fest. Darauf der Kommentar des Verkäufers: „Ja, so ist das! Wir machen das immer so. Alle zufrieden. Wir zufrieden, Sie zufrieden, Condor zufrieden.“ Grins. Eigentlich hatte ich solche Geschäftspraktiken erst in Mittelamerika erwartet.

Jedenfalls konnte ich mit diesem Zettel einchecken. 18,5 kg + 5,5 kg Handgepäck sind’s geworden. Wer soll das eigentlich monatelang tragen???
Kurz vorm Abflug fragt mich auch noch eine Dominikanerin, ob ich nicht einen Teil ihres Handgepäckes mitnehmen könnte. Hatte sie „vergessen“ einzuchecken. Wollte schon fragen, was sie denn schmuggeln wollte.
Dann ging’s los. 5 vor 12. Warum hab gerade ICH so eine Abflugzeit? ;-)

Nach dem geplanten Zwischenstopp in Santo Domingo, Dom.Rep., ging’s weiter Richtung San Jose. Naja, jedenfalls solange der Treibstofffilter in Ordnung war… Dann die überraschende Mitteilung des Käptens: wir sind wieder auf dem Rückweg nach Santo Domingo und fliegen mit einem Bypass. Der Filter könnte nur dort repariert werden...
Wieder gelandet, begann eine Zeit des Wartens und wenig konkreter Infos. Nach einigen Stunden befanden wir uns dann in einem 5-Sterne-Hotel. Klingt eigentlich ganz gut. Aber man kann sich vorstellen, dass so ein Schuppen nicht auf die Ankunft von 2 Reisebussen inkl. Kleinkindern und einem Hund gleichzeitig eingestellt ist.
Nach viel zu wenig Schlaf hatte ich noch nicht mal Lust in den Pool zu springen. In die Stadt durften wir auch nicht, ein Transitvisum ist dazu nicht geeignet… Also gg. 2:30 wieder alle auschecken und zum Flughafen. Zum Glück ging wenigstens hier alles schnell, kam mir vor, wie der Gast in einem Privatflugzeug.
Und siehe da, mit nur 24h Verspätung sind wir dann auch gut in San Jose gelandet!